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Müll klar zu definieren, ist nicht ganz leicht. Denn die Grenzen zwischen wertvoll und wertlos, sauber und schmutzig oder nötig und unnötig werden ständig von uns neu gezogen. 

Etwas wird zum Beispiel dann zu Abfall, wenn es sich am falschen Ort befindet. 

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Oder auch Körperprodukte, die unseren Körper verlassen: Finger- & Fußnägel, Urin, Exkremente, Eiter, Menstruationsblut, Haare... Sobald sie unseren Körper verlassen, sind sie für uns wertlos und eklig und werden zu Abfall. 

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Sobald eine Verpackung von ihrem Inhalt gelöst wurde, hat sie keinen Nutzen mehr und wird entsorgt. Eine Kanne hat für den Besitzer keinen Wert mehr, wenn sie nicht gefällt, genauso wie ein kaputter Föhn oder ein leerer Filzstift.

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Ganz heimlich und unbemerkt wechselt es seinen Zustand vom Notwendigen zum Überflüssigen, vom Wertvollen zum Belanglosen, vom Sauberen zum Schmutzigen.

In Europa sind wir Deutsche Spitzenreiter in der Müllproduktion.

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Ungefähr 4,7 kg Kleidung, 75 kg Lebensmittel und 226,5 kg Verpackungen wirft jede*r von uns weg. 

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Im Durchschnitt besitzt ein Mensch in Deutschland 95 Kleidungsstücke. Jedes Jahr kommen 60 neue Teile hinzu und jedes fünfte davon wird nie getragen. In bis zu 24 neuen Kollektionen bieten Modeketten zu verlockend günstigen Preisen Kleidung an. Der Trend von heute ist der Müll von morgen. Daraus resultiert, dass jedes Jahr 1,35 Millionen Tonnen Textilien aussortiert werden und in den Kleidercontainern landet.

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Die Lebensmittelversorgungskette ist lang. Vom Anbau über die Verarbeitung, den Transport, der Lagerung, dem Händler, dem Großhändler bis zum Verkauf geht ein Lebensmittel durch ungefähr 30 Hände. 

An jedem Glied dieser Kette kommt es zu Verlusten. Schon bevor geerntet wird, können Wetter, Schädlinge oder Unkraut einen Teil der Nahrungsmittel unbrauchbar machen. Die Erntemaschine kann nicht alle Früchte erfassen und manchmal wird die Ernte aufgrund von Überproduktion oder einem gesättigten Markt einfach auf dem Feld liegen gelassen. Früchte werden aussortiert, weil sie bestimmten Normen nicht entsprechen, also eine andere Farbe, Größe oder Form haben. Das setzt sich bis zum Verbraucher fort, der sich am Ende nur das Beste vom Besten herauspickt. 

Bei uns zu Hause fällt der Löwenanteil an. Eine von drei Tüten mit Lebensmitteln wird weggeworfen.Häufig liegt das an der falschen Lagerung der Lebensmittel. Was für uns nicht mehr gut oder unappetitlich aussieht, landet im Müll, wie zum Beispiel ein welk gewordener Salat, eine schrumpelige Möhre oder Erdbeeren mit Druckstellen. Entsorgt werden auch die Lebensmittel, die wir für verdorben halten, weil sie das sogenannte Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten haben. So landet die Hälfte der Lebensmittel ungeöffnet in der Tonne. 

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Nahezu alle Produkte, die wir neu kaufen, sind verpackt. Kekse, Kaffee, Wurst, Obst, Gemüse, Saft, Kosmetik, Wasch- und Putzmittel, Staubsauger, Schrauben, Batterien, Geschirr, Stifte… Beim Blick in den Einkaufswagen sieht man viel Verpackung und wenig Inhalt. An sich sind Verpackungen auch nicht schlecht. Sie schützen die Ware und garantieren gerade bei Lebensmitteln Qualität und Frische. Außerdem macht eine Verpackung die Ware stapelbar, was wiederum gut für den Transport ist. Sie dienen jedoch schon lange nicht mehr nur zum Schutz des Inhalts, sondern sind zu Werbeflächen geworden, die Konsumenten ansprechen sollen. Was auffällt und eine interessante Form besitzt, landet schneller im Einkaufswagen.

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Keine andere Müllsorte hat so große Zuwachsraten wie der Elektroschrott. Die europäische Umweltbehörde hat ausgerechnet, dass die jährlich anfallende Menge Müll (40 Millionen Tonnen) ungefähr dreimal schneller wächst als jede andere Art von Hausmüll. Kein Wunder, denn in regelmäßigen Abständen werden neue Modelle auf den Markt gebracht - besser und innovativer als ihre Vorgänger, aus neuen Materialien, mit längeren Akkulaufzeiten oder besseren Öko-Bilanzen, dank modernster Technologie. Das aktuelle Modell sieht daneben alt aus. Die Verwendung minderwertiger Rohstoffe, das Einbauen von Sollbruchstellen, verklebte Einzelteile und fehlende Ersatzteile beschleunigen den Verschleiß der Geräte.  Hinzu kommen die immer kürzer werdenden Produktzyklen, die ebenfalls dazu beitragen, dass unser Schrottberg immer schneller anwächst.

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Unser Müll wäre nicht derselbe, wenn es kein Plastik geben würde. 

Plastik scheint der Hauptfeind in der Müllvermeidungs-Bewegung geworden zu sein. Häufig wird „Zero Waste“ auch mit dem Vermeiden von Plastik gleichgesetzt. Das liegt wohl daran, dass Plastik inzwischen allgegenwärtig und kaum noch aus unserem Leben wegzudenken ist. Häufig ist uns gar nicht bewusst, was in unserer Umgebung alles aus Kunststoff besteht. Wir nutzen es für lebensrettende medizinische Geräte, für Kleidung, Spielzeug, Kosmetik, einen Großteil der Verpackungen, den Haushalt und industrielle und landwirtschaftliche Produkte. Doch so unschuldig, wie es auf den ersten Blick scheint, ist es nicht. Die mit Plastik einhergehenden Probleme, sind auch die Gründe, warum es so nützlich ist. Es ist bruchfest, temperaturbeständig, langlebig und extrem günstig. 

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Eine Plastiktüte, die in der Natur landet, zerfällt mit der Zeit in immer kleinere Teile. Bisher konnte noch nicht festgestellt werden, dass Kunststoffe biologisch abbaubar sind und sich zu 100% zersetzen. Im Gegenteil - sie sind sogar äußerst resistent gegenüber Umwelteinflüssen. So bleiben kleine Plastikpartikel übrig, unsichtbar für unsere Augen - sogenanntes Mikroplastik.

Auch durch andere Umstände kann Mikroplastik in unsere Umwelt gelangen. Zum Beispiel durch unsere Kleidung. Mit jedem Waschgang lösen sich unzählige Kunststofffasern von den synthetischen Textilien und Spülschwämme verlieren mit der Zeit Plastikteilchen, die in unserem  Abwasser ankommen. (35%) 

Durch Reifen- oder Schuhsohlenabrieb bleibt Kleinstplastik auf der Straße liegen und verteilt sich daraufhin in der Luft. (28%) 

Mikroplastik versteckt sich sogar in unserer Kosmetik. Beispielsweise in Form von Schleifmittel in Zahnpasta, oder in flüssiger Form als Füllstoff und Bindemittel in Cremes, Duschbädern oder Shampoos. (2%) 

Weil Mikroplastik so klein und leicht ist, kann es vom Wind weggetragen oder vom Regen weggespült werden und gelangt somit nahezu überall hin. In Gewässer, in Böden, in unsere Nahrung, unser Leitungswasser und in unsere Körper. Inzwischen gibt es keinen Ort auf der Erde ohne die winzigen Plastikpartikel. Stichhaltige Beweise für eine negative Auswirkungen von Mikroplastik auf unsere Gesundheit gibt es bisher noch nicht. Die Forscher vom Umweltbundesamt befürchten zwar, dass sich die aufgenommenen Plastikteilchen in unserem Gewebe anreichern können, doch wir haben auch natürliche Mechanismen (wie etwa Schleimhäute in Mund, Nase, Rachen und Darm), um solche Partikel abwehren oder wieder ausscheiden zu können. 

Welche Folgen letztendlich durch Mikroplastik für unsere Umwelt und uns selbst entstehen, ist noch nicht absehbar. Um mögliche ökologische und gesundheitliche Schäden vorzubeugen, müssen wir die Quellen der Entstehung von Mikroplastik stark reduzieren.  

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Zero Waste beschreibt eine Bewegung, die versucht wenig bis keinen Müll anfallen zu lassen.

Zero Waste - Null Müll oder Null Verschwendung. Das klingt extrem. Auch, weil gar keinen Abfall zu produzieren, gar nicht möglich ist. Die Null ist irreführend. Wir können noch so Zero Waste leben, letztendlich wird alles, was wir besitzen, benutzen und kaufen irgendwann zu Müll. Ein Fahrradschlauch, eine Trinkflasche, ein Staubsauger, ein Autoreifen, und Gar keinen Müll zu  produzieren, ist also eine Utopie. Doch Utopien sind wichtig, sie motivieren uns, die eigenen Grenzen zu überwinden und unseren Horizont zu erweitern. Also unsere Komfortzone zu verlassen, bestehende Strukturen zu hinterfragen und etwas zunächst Unmögliches auszuprobieren. 

Letztendlich bedeutet Zero Waste nicht nur Müllvermeidung, sondern auch ein Ausbrechen aus dem Konsumwahn. Es ist eine Art Philosophie, die das Ziel verfolgt, nichts neu zu kaufen, abzulehnen, was nicht gebraucht wird, Dinge so lange zu verwenden, bis sie ausgedient haben, Kaputtes zu reparieren und Altes wiederzuverwerten.

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„Rens“ ist ein finnisches Start-Up, das aus 300 Gramm Kaffeesatz (21 Tassen Kaffe) und 6 alten Plastikflaschen ein Paar Turnschuhe herstellt. Der Kaffeesatz sorgt dafür, dass in diesen Schuhen kein Schweißgeruch entsteht, zudem trocknen sie auch schneller als andere aus herkömmlichen Polyester. 

www.rensoriginal.com

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Im bayrischen Türkenfeld entwickelt die Firma „Klass-Filter“ gemeinsam mit Partnern eine Technologie, die Mikroplastik aus dem Abwasser herausfiltert. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Zyklon-Filter, in den mit Lasertechnik winzig kleine Löcher gebohrt werden, an denen das Mikroplastik hängen bleibt. In erster Linie wurde das Filtermodul für Klärwerke entwickelt, doch laut Hersteller wäre auch denkbar es in Privathaushalten zu verwenden. 

www.klass-filter.com

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Kleidung aus Kunststoff verliert (wie wir ja bereits wissen) bei jedem Waschgang unzählige Fasern und diese gelangen in unser Abwasser und damit letztendlich auch in unsere Körper. Um dem entgegenzuwirken, haben Oliver Spies und Alexander Nolte einen Beutel aus selbstreinigendem Industriegewebe*entwickelt - „Guppyfriend“. Dieser kann nicht nur die Mikroplastik-Partikel der Kleidung auffangen, er sorgt auch dafür, dass 80% weniger Fasern von der Kleidung abbrechen, was deren Lebensdauer verlängert. Der Beutel ist die erste pragmatische Lösung für dieses Problem und soll uns daran erinnern, unser Kauf- und Waschverhalten zu ändern. 

www.guppyfriend.com

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*Polyamid 6.6 - leider ist der Beutel selber nicht plastikfrei, aber zu 100% recycelbar

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Der Niederländer Boyan Slat hat 2013 das Projekt „The Ocean Clean Up“ gestartet, um das in die Meere gelangte Plastik wieder einzusammeln. Nach einem sehr erfolgreichen Crowdfunding arbeitet er zusammen mit einem riesigen Team an einem funktionsfähigen Prototypen. Vereinfacht gesagt, besteht die Konstruktion aus einem schwimmenden Rohr mit einem daran hängenden Netz, dass das Plastik einfängt. 2018 wurde der erste Prototyp ausprobiert und nach weiteren Modifikationen ist dieser nun auch in der Lage, das Plastik einzusammeln. Inzwischen wird schon der nächste Prototyp entwickelt. 

www.theoceancleanup.com​

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Die beiden Münchnerinnen  Anna Souvignier und Sophie Zepnik haben mit ihrem Start-Up „hejhej-mats“ eine Yogamatte entwickelt, die aus Müll besteht. Genau genommen aus Schaumstoffabfällen der Autoindustrie. Pro Matte wird so 1,5 kg Müll eingespart. Außerdem wird diese Yogamatte nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip produziert, was bedeutet, dass sie am Ende ihrer Nutzung, zurückgegeben werden kann und daraus eine neue Yogamatte entsteht.

www.hejhej-mats.com

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